Sniffin'Sticks-Verfahren

Das Riechtestverfahren mit Sniffin’Sticks [1,2] ist die Standardempfehlung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Olfaktologie und Gustologie. Es wurde 1995 von Kobal und Hummel entwickelt und besteht aus Screening-, Schwellenbestimmungs-, Diskriminations- und Identifikationstest. Das Testset ist 9 Monate bis max. 1 Jahr haltbar und umfasst 120 Filzstifte.

Zum Testen wird die Stiftkappe abgenommen, der Stift wird 2 cm unter der Nasenöffnung einmalig für 1–2 Atemzüge angeboten. Dies kann ggf. seitengetrennt erfolgen. Der Patient hat dabei die Augen verbunden.

  • Der Screenningtest ist ein überschwelliger Identifikationstest mit 8 Stiften. Er wird im Multiple-Choice-Verfahren durchgeführt. 3 Stifte reizen nur den N. olfactorius, 3 Stifte reizen den N. olfactorius und den N. trigeminus, 1 Stift reizt nur den N. trigeminus (Positivkontrolle), 1 Stift ist geruchsfrei (Negativkontrolle).

    Das Testergebnis liegt zwischen 0 und 8 erkannten Stoffen. Falls der Patient angibt, subjektiv gut zu riechen und der Test einen Wert zwischen 6 und 8 ergibt, wird kein weiterer Subtest durchgeführt, sonst fährt man mit den anderen Subtests fort.

  • Der  Schwellentest mit n-Butanol besteht aus 16 Stiftetriplets, ein Triplet besteht aus 2 geruchlosen Stiften und 1 Stift mit n-Butanol in einer Verdünnungsreihe von 0,00012% bis 4%. Die Triplets werden mehrfach in auf- und absteigender Verdünnungsreihe angeboten, um so aus 7 Wendepunkten einen gemittelten Wert zwischen 0 und 16 für die Erkennungsschwelle zu erhalten.

  • Der Diskriminationstest besteht aus 16 Stiftetriplets, ein Triplet umfasst 2 gleichriechende und 1 andersriechenden Stift, der erkannt werden muss. Daraus ergibt sich ein Erkennungswert zwischen 0 und 16.

  • Der Identifikationstest besteht aus 16 Duftstoffen und ermittelt im Multiple-Choice-Verfahren einen Erkennungswert zwischen 0 und 16.

Auswertung: Eine Anosmie liegt vor bei den Werten im Screeningtest ≤5, im Diskriminationstest ≤8, im Identifikationstest ≤7. Bei Werten darunter besteht keine Unterscheidung zwischen Anosmie und durch Zufall richtig benannten Antworten.

Vorteile: Der Test ist sehr sensitiv und kontaminiert den Untersuchungsraum nicht. Beim Diskriminationstest ist keine exakte sprachliche Benennung des Duftreizes nötig, daher ist dieser auch für nichtdeutschsprachige Patienten geeignet.

Nachteile: Der Test dauert lange (Screeningtest 5 min, alle Subtests ca 30–60 min pro Seite) und ist nur mit medizinischem Personal durchführbar.

[1] Kobal G, Hummel T, Sekinger B, Barz S, Roscher S, Wolf S. "Sniffin' Sticks": screening of olfactory performance. Rhinology 1996; 34:222-226

[2] Wolfensberger M, Schnieper I, Welge-Lüssen A. Sniffin' Sticks: a new olfactory test battery. Acta Otolaryngol 2000; 120:303-306