Diagnostik:
Die
Anamnese ist auch beim Schnarchen von besonderer Bedeutung.
Hier sollte insbesondere nach der Häufigkeit bzw.
Regelmäßigkeit des Auftretens der Schnarchgeräusche, nach
einer möglichen Abhängigkeit von der Körperposition aber
auch von eine möglichen Zunahme des Schnarchens im
Zusammenhang mit einer Zunahme des Körpergewichts gefragt
werden.
Darüber hinaus erfordert eine umfassende Anamnese aber auch
die Frage nach nächtlichen Atmungsstörungen, nach Ein- oder
Durchschlafstörungen, nach Morgen- oder Tagesmüdigkeit
sowie nach Einschlafneigung oder Mikroschlafattacken am
Tage.
Eine Erhebung der Schlafgewohnheiten und der äußeren
Lebensumstände (Schichtarbeit, Schlafzeiten, abendlicher
Alkoholgenuss etc.) kann durch schlafmedizinisch
orientierte Fragebögen (Epworth Sleepiness Scale,
Schlafprotokoll über 2 Wochen) ergänzt werden.
Generell empfiehlt sich vor jeder therapeutischen Maßnahme
eine schlafmedizinische Untersuchung im Sinne einer
Polygraphie oder Polysomnographie.
Diese dient dem Zweck, potentielle weitere schlafbezogene
Atmungsstörungen oder Schlafstörungen aufzudecken bzw. die
Diagnose des primären Schnarchens zu sichern. Auch eine
negative Anamnese schließt das Vorliegen weiterer
schlafbezogener Atmungsstörungen, z.B. einer OSA, nicht aus
und sollte nicht zu einer vorschnellen therapeutischen
Interventionen führen, nicht zuletzt, da das Vorliegen
einer OSA als Kontraindikation für einige der unten
aufgeführten Maßnahmen anzusehen ist.
Entsprechend der aktuellen Empfehlungen zur
Stufendiagnostik ist hier in erster Linie eine ambulante
Polygraphie durchzuführen.
Zeigt diese keine Auffälligkeiten und bieten sich in der
Anamnese keine Hinweise auf weitere schlafbezogene
Erkrankungen kann das primäre Schnarchen als gesichert
gelten, bei Zweifelsfällen sollte sich hier jedoch eine
Polysomnographie unter stationären Bedingungen anschließen.
Die objektive Erfassung der Schnarchgeräusche ist
problematisch. Schnarchmikrophone, die in der
Schlaflabor-Diagnostik zum Einsatz kommen, können häufig
Schnarchen nicht sicher von regulären Atemgeräuschen
abgrenzen, sind störanfällig und werden durch
unterschiedliche Körperpositionen stark beeinträchtigt.
Darüber hinaus lässt sich das Ausmaß der subjektiven
Belästigung durch das Schnarchen kaum objektivieren oder
messen, einzelne Parameter wie maximale Lautstärke oder
Frequenzmuster der Schnarchgeräusche tragen der
vielschichtigen Aspekten der subjektiven Belästigung durch
Schnarchgeräusche kaum Rechnung.
Eine Reihe von Arbeiten gibt allerdings Hinweise darauf,
dass sich mit Hilfe einer Frequenz-Spektrum-Analyse der
Schnarchgeräusche der Ort der Geräuschentstehung
determinieren lässt (46,49,56,59,60,79).
Darüber hinaus wurden verschiedenste weitere
Untersuchungstechniken propagiert, mit deren Hilfe sich der
Ursprung der Geräuschentstehung ermitteln lassen soll, wie
zum Beispiel Ösophagus-Druckmessungen (63,64), die
Endoskopie im pharmakologisch induzierten Schlaf (17) oder
auch bildgebende Verfahren.
Sie alle können jedoch den komplexen Aufbau der oberen
Atemwege nicht umfassend darstellen und tragen der Dynamik
des Schnarchgeschehens, welches während der Nacht durch
einen steten Wechsel von Körperpositionen und Schlafstadien
geprägt ist, kaum Rechnung.
Dass sich mit Hilfe dieser Maßnahmen die Erfolgsraten
operativer Eingriffe verbessern lassen, konnte bis dato nur
in Einzelfällen dokumentiert werden (60).
Letztendlich ist man bei der Beurteilung des Schnarchens in
aller Regel auf die Einschätzung des Patienten bzw. seines
Bettpartners angewiesen.
Auch die Verwendung verschiedenster Hilfsmittel wie
visueller Analgoskalen etc. kann nicht darüber
hinwegtäuschen, dass gerade nach therapeutischer
Intervention eine gewisse „self-fulfilling prophecy“ die
Angaben des Bettpartners beeinflusst.
Die Schwierigkeiten bei der Quantifizierung der
Schnarchgeräusche begründen auch die eingeschränkte
Vergleichbarkeit von „Erfolgsraten“ unterschiedlicher
Therapiekonzepte.