Therapie


konservative Therapie:

Bei der Therapie des primären Schnarchens geht es nicht um die Therapie einer Krankheit im engeren Sinne, da gesundheitliche Schädigungen durch das primäre Schnarchen nicht zu erwarten sind. Daher sollte hier der Leitsatz „primum nil nocere“ besondere Beachtung finden. Bei der Vielzahl der Therapiemöglichkeiten ist der individuelle Wunsch des Patienten zu berücksichtigen. In aller Regel kommen die Krankenkassen nicht für die Kosten einer Therapie auf.

Grundlage jeder Therapie des habituellen Schnarchens ist die weitmögliche Ausschaltung prädisponierender Faktoren. Hierzu gehört an erster Stelle eine Reduktion des Körpergewichtes bei adipösen und bereits leicht übergewichtigen Patienten. Auf abendlichen Alkoholgenuss, Rauchen oder die Einnahme von Schlafmitteln sollte verzichtet werden. Medikamentöse Therapieansätze mit Nasen- oder Rachensprays, Tropfen oder Tabletten, wie sie regelmäßig in der Laienpresse empfohlen und beworben werden, sind wirkungslos. Ebenso abzulehnen sind Weckapparate, wie sie ebenfalls regelmäßig beworben werden. Diese haben zum Ziel, bei Auftreten von Schnarchgeräuschen durch direkte Stimulation des Schlafenden eine Weckreaktion zu provozieren und damit das Schnarchen zu beenden. Dieses therapeutische Prinzip ist sicherlich sehr effektiv in der Beseitigung des Schnarchens (wer nicht schläft, schnarcht nicht), kann aber aufgrund der profunden Zerstörung der Schlafstruktur des Betroffenen nicht empfohlen werden.


apparative Therapie:


Naseneingangsdilatatoren:


Bei behinderter Nasenatmung kann versucht werden, durch eine Erweiterung des Naseneinganges mittels verschiedenster Dilatatoren eine Verbesserung des nasalen Luftflusses und damit des Schnarchens zu erzielen. Diese Dilatatoren können entweder extranasal (z.B. BreatheRight, AirPlus) oder intranasal (Nozovent) appliziert werden. Verschiedenste Studien konnten eine signifikante Reduktion der Schnarchsymptomatik sowie eine Verbesserung der Schlaf- und Lebensqualität durch den Einsatz dieser Dilatatoren dokumentieren (20,21,40,70,72). Da der Einfluss der Nasenatmung auf die Entstehung der Schnarchgeräusche jedoch kaum zu determinieren ist, bleibt auch der Therapieerfolg der Dilatatoren kaum vorhersagbar. Da die Hilfsmittel jedoch kostengünstig und nebenwirkungsfrei sind, steht einem Therapieversuch in der Regel nichts entgegen. Ferner können diese Hilfsmittel – ähnlich wie die temporäre Verwendung abschwellender Nasentropfen – vor einem geplanten operativen Eingriff an der Nase die hierdurch zu erwartenden Effekte auf das Schnarchen simulieren.


Intraorale Hilfsmittel:


In den letzten Jahren wurden verschiedenste intraorale Applikatoren entwickelt, letztlich durchgesetzt haben sich jedoch lediglich das Hilfsmittel zur Unterkiefer-Vorverlagerung.

Das Prinzip dieser progenierenden Schienen liegt in der Vergrößerung des retrolingualen Raumes, hierdurch soll die Pharynx- und Zungenmuskulatur tonisiert und der Atemwegswiderstand und die Vibrationsneigung verringert werden (8,51,61). Hinsichtlich der Reduktion des Schnarchens werden Erfolgsraten von über 70% angegeben.
Ein ausreichender Unterkiefervorschub erscheint jedoch Voraussetzung für diese Therapieform.
Bei ausgeprägter Progenierung kann es zu Myoarthropathien kommen (41,52), ein maximaler Vorschub ist allerdings weder erforderlich noch anzustreben und die zu Therapiebeginn auftretenden Beschwerden sind in der Regel muskulärer Natur und lediglich ein passageres Phänomen.

Da eine individuelle Anfertigung auf Abdruck durch einen Zahnarzt aufwendig und kostenintensiv ist, wurden in den letzten Jahren vermehrt Schienen aus thermolabilem Kunststoff eingesetzt (Abbildung 3) (42,62). Ihre Haltbarkeit und Passform ist der nach Abdruck gefertigten Prothese jedoch unterlegen.

In Anbetracht der Tatsache, dass diese Schienen jedoch nicht von allen Betroffenen toleriert werden, erscheinen sie jedoch als wertvolle Ergänzung. Hiermit kann zunächst die Akzeptanz und Effektivität der progenierenden Schiene überprüft werden, diese kann dann durch eine haltbare Schienen ersetzt werden, sofern sich ein therapeutischer Effekt einstellt. Bei entsprechender Erfahrung und bei Fehlen relevanter Fehlstellungen können diese Schienen auch von einem schlafmedizinisch tätigen HNO-Arzt angepasst werden, es empfiehlt sich jedoch generell die enge Zusammenarbeit mit einem schlafmedizinisch tätigen Zahnarzt; in diesem Zusammenhang sei auf die Deutsche Gesellschaft schlaftherapeutisch tätiger Zahnmediziner e.V. verwiesen (
www.dgsz.de).



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Abbildung 3: Thermolabile Bissschiene (Somnoguard)




Rückenlage-Verhinderungswesten:


Viele Patienten berichten über eine Verstärkung ihres Schnarchens in Rückenlage bzw. Schnarchen ausschließlich in dieser Position. Hier können Westen hilfreich sein, die die Einnahme der Rückenlage im Schlaf verhindern (44). Beschwerden von Seiten des Bewegungsapparates können dieser Therapie Grenzen setzen.

Sonstiges:


Für Patienten, die lediglich bei offenem Mund schnarchen, können in Einzelfällen Kinnbinden hilfreich sein. Letztlich kann ein primäres Schnarchen auch durch eine nasale Beatmungstherapie (nCPAP) beseitigt werden, die jedoch im Gegensatz zur Anwendung bei der obstruktiven Schlafapnoe nur selten die Akzeptanz der Betroffenen finden wird.